CrewsCorner, Germany, Webzine, 2001
Wie kamst du das erste mal in Berührung mit Graffiti ?
Ein Freund zeigte mir eine Graffitimauer auf seinem Schulweg.. und da sass ich dann und habe mir das reingezogen: Pieces von Chip, Cemnoz, Neon, Roman, Scout... dann habe ich angefangen, die Styles abzuzeichnen und irgendwann habe ich mich auf die suche nach mehr Graffiti gemacht.
Gerade bei deinen Bildern ist mir das hohe Niveau aufgefallen. Sehr viel in 3D und sehr gute Linienführung. Worauf kommt es dir beim malen an ?
Style. was erwartest du mehr? Manche sagen mir nach, ich würde so furchtbar sauber malen, vielleicht Technik höher bewerten als Style.... ich persönlich empfinde meine Bilder nicht als extrem sauber, das hängt bei mir auch von der Tagesform ab. Aber Technik sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität eines Bildes aus. es gibt Toystyles in sauberster Technik, aber auch Burner, die eben unsauber gemalt sind. Vielleicht sind sie ja auch gerade deshalb Burner. Die Technik ordnet sich in der Wichtigkeit meiner Meinung nach definitiv dem Style unter. PUNKT.
Du malst, wie viele andere, oft auf Leinwand. Wo bleibt bei solchen Bildern der Geist von Graffiti, die Competition, der Widerstand ?
Ha! Naja, so oft male ich auch nicht auf Leinwand. Widerstand, Competition... was soll ich dazu sagen? Been there, done that? Sieh's mal so, ich bin mittlerweile ein alter Sack und sehe Graffiti als ein Medium, mit dem ich mich ausdrücken kann, und da ist es mir dann ab einem gewissen Punkt eher gleich, ob ich das auf ner Wand tue oder auf ner Leinwand, ob mit Dose allein oder mit Mischtechnik oder nur mit Pinsel oder sonstwie. Zugegeben, manche Bilder gehen eben nur auf wand, andere eben nur auf Leinwand. Jaja ich weiss, ich bin nicht 'REAL' ("ach, leck mich doch"). Real ist, wenn du deiner eigenen Eingebung folgst. Real ist *nicht*, wenn du irgendwelchen von Fremden vorgegebenen idealen nacheiferst.
Unter welchen Umständen malst du am liebsten ?
Entspannt. Das sagt glaube ich alles.
Wo ist dein Lieblingsspot ?
Das ist eine Privatmauer von mir, die ist zwar gut gelegen (direkt an der line) aber doch relativ unbekannt und quasi mit Familienanschluss. Sehr entspannt siehe oben).
Wie entwickelst du neue Ideen für deine Bilder ?
Vielleicht gehe ich ja nicht mit genug Ernsthaftigkeit dran, aber ich entwickle selten, sondern werde eher von der Idee überfallen. Plötzlich ist sie da, dann muss ich sie halt noch ein bisschen ausfeilen, aber so im Grossen und Ganzen passiert's eben von allein.
Ist Graffiti ein Fulltimejob ?
Nach dem Motto 'davon leben'? Könnte er wohl sein. Ich empfinde das aber nicht als mein Ding. Meine Styles sind Meine. Die mach ich für mich, wenn sich jemand dafür interessiert, um so besser. Aber Connections machen und aufrechterhalten, um mal irgendwann den Auftrag abzustauben ist eben nicht meine Welt. Darum betreibe ich das eher so als 'Hobby', als Ausgleich, als Ausdrucksmöglichkeit, in die ich nur selten bereit bin, jemand anderes reinreden zu lassen.
Welche Tipps würdest du Anfängern geben ?
Geht mehr malen. Der Rest ergibt sich.
Graffiti = Grafik Zukunft ?
Bei mir ist es so, und ich sehe eine menge leute, die das als ihren Weg betrachten. Ob's bei allen klappt.... naja. Aber die Verbindung ist schon logisch, oder? Ein guter Maler hat schon soviel Styleempfinden dabei, das andere sich eben meist mühsam an der Uni oder sonstwo anzueignen versuchen (und oft auch erfolglos), von daher ist der Writer an sich schon gut vorbereitet für Grafik-Sachen. Allerdings muss man sich in dem Business meistens komplett davon verabschieden, 'sein ding' durchziehen zu können. Also von wegen 'niemand quatscht mir in meinen style rein' ist einfach nicht. da muss man schon drauf klar kommen, und was das angeht, sind viele Writer vermutlich doch wieder nicht so gut für Grafik-Sachen geeignet.
Was interessiert dich sonst so, neben Graffiti ?
Das Leben. Ich plane auch fest, mir demnächst wieder eins zuzulegen...
Ich danke dir für das Interview.
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